Das Emigrationsmuseum in Francavilla Angitola
Fast jede kalabrische Familie verfügt über Aus- und Einwanderungserfah-
rungen: Großvater, Vater oder Sohn, Onkel oder Tante, Kinder oder Enkel
leben oder lebten zeitweise im Ausland bzw. haben sich in die norditalieni-
schen Industriestädte aufgemacht, um dort ihr Glück zu suchen. So wun-
derte es kaum, dass eine 1989 unter der wissenschaftliehen Leitung des Vi-
boneser Anthropologen Franco Vallone zusammengestellte Wanderausstel-
lung mit dem Titel "II Baule dell'Emigrante" (Der Koffer des Auswanderers)
zum Riesenerfolg wurde. Im Laufe der Zeit wuchs der Bestand kontinuier-
lich an, da viele Besucher weitere Exponate aus ihrem privaten Fundus bei-
steuerten. Darunter waren alte Koffer und Stoffbündel, Fotografien und
Briefe, Schiffsfahrkarten, Formulare von Banküberweisungen und andere
amtliche Dokumente, aber auch Erinnerungsstücke, die mit in die Fremde
genommen, und Geschenke, die von dort an die Daheimgebliebenen ge-
schickt wurden. Angesichts der Vielzahl der zusammengetragenen Objekte
und des enormen Publikumsinteresses entschloss man sich, ein Auswande-
rungsmuseum aufzubauen, das am l. März 1995 im Gebäude eines alten
Klosters in Vibo Valentia eröffnet wurde. Ein Jahr später widmete man es
dem Bischof Giovanni Battista Scalabrini aus Piacenza, der 1887 eine
religiöse Vereinigung zur spirituellen und sozialen Betreuung der italieni-
schen Immigranten in Südamerika ins Leben gerufen hatte.
Im Frühjahr 2000 wurde das Museum, dessen Bestände den historischen
Zeitraum zwischen 1860 und heute, in erster Linie aber die kalabrische
Emigration "nelle Americhe" (in die Amerikas) dokumentieren, infolge von
Unstimmigkeiten über die Nutzung des Viboneser Klosters in das kleine
Dörfchen Francavilla Angitola in der Nähe des gleichnamigen Sees (Lago di
Angitola) transferiert. Dort ist es in einem Gebäude mitten im recht freund-
liehen alten Ortszentrum untergebracht. Auch wenn das Museum aufgrund
mangelnder öffentlicher Finanzierung sowohl ausstellungsarchitektonisch
als auch personell recht bescheiden ausgestattet ist, lohnt sich ein Besuch
allemal. Das engagierte Team bilden zwei Angestellte der Gemeinde Fran-
cavilla, die die Räumlichkeiten auf Anfrage auch außerhalb der offiziellen
Öffnungszeiten aufschließen, und der ehrenamtlich aktive Direktor Franco
Vallone. Sie alle hoffen mit steigendem internationalen Interesse auf eine
bessere finanzielle Förderung.
Francavilla Angitola ist über die A 3 (Ausfahrt Pizzo) zu ereichen. Der Bahnhof
der Gemeinde liegt außerhalb des Ortszentrums. Das Museum ist täglich von 10-
12 und von 16-18 Uhr, von Juni bis August auch von 18-20 Uhr geöffnet. Sollte
man es dennoch verschlossen vorfinden, wende man sich an die Gemeinde
(^ 0968/722068, ^ 0968/722326). Informationen über das Projekt erhält man
auch bei Franco Vallone (E-Mail:vallone.f@tiscalinet.it).
Per maggiori informazioni scrivere a: phocas@francavillaangitola.com